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Sturmmöwe UA "heinei" ?

Feuchtgebiet Frose, SLK, Sachsen-Anhalt, 06-2023
© Uwe Nielitz



2023-07-01   1
Uwe Nielitz Sturmmöwe UA "heinei" ?
Diese Sturmmöwe landete gestern gemeinsam mit anderen Sturmmöwen und Lachmöwen im Feuchtgebiet Frose (Salzlandkreis). Auffallend die weisslichen Decken. Der Vogel machte einen kräftigen, aber schlanken Eindruck. Auf den Fotos erscheint mir das Kopfprofil etwas länger und flacher als der normale "Sturmmöwenkopf". Die Beobachtung dauerte nur wenige Sekunden und es gelangen nur diese Bilder. Eine Nachsuche heute war negativ. Es wurde bereits der Verdacht auf diese UA von einigen Bekannten geäußert. Persönlich fehlt mir die Erfahrung diesbezüglich. Bei eBird findet man von der Zeichnung her identische Abbildungen dieser Unterart. Ich wäre für Meinungen und Einschätzungen dankbar. BG Uwe


2025-01-24   2
Andreas Noeske Sturmmöwe UA "heinei" ?
Zitat Uwe Nielitz

Auffallend die weisslichen Decken. ... Es wurde bereits der Verdacht auf diese UA von einigen Bekannten geäußert. ... Bei eBird findet man von der Zeichnung her identische Abbildungen dieser Unterart.


macaulaylibrary.org/asset/551009471
macaulaylibrary.org/asset/551009481
macaulaylibrary.org/asset/468290451

Es ist nur so, dass die sehr stark abgenutzten und ausgeblichenen Flügeldecken nicht heinei-spezifisch sind, sondern auch bei anderen Möwen vorkommen, z.B. hier:

macaulaylibrary.org/asset/105520241
gull-research.org/heuglini/heug2cy/2cymarch02.html
gull-research.org/canus/pages/brachyrhynchus126.html

Ich schließe mich einem Verdacht auf heinei nicht an, gebe aber auch zu, dass ich die Sturmmöwe zeitlebens vernachlässigt habe. Immerhin war der Beitrag für mich aber so anregend, dass ich den folgenden heinei-Nachweis gefunden habe, bei dem der Vogel nur etwa 25 km von der deutschen Grenze entfernt fotografiert wurde:

K2-heinei E90J, 21. & 23.01.2013, Industriekade, Weert, the Netherlands
gull-research.org/canus/pages/e90j.html

Über "Claims" oder Nachweise von heinei in Deutschland ist mir nichts bekannt. Ohne diesen absolut exzellenten und (praktisch) perfekten Artikel zur Bestimmung der Sturmmöwe wird es nicht gehen:
www.researchgate.net/publication/335867906_Identification_of_the_Larus_canus_complex

Andreas Noeske, Bremen


2025-01-28   3
Axel Bräunlich Sturmmöwe UA "heinei" ?
Angeblich (?) gibt es viele heinei in Schleswig-Holstein:
https://www.ornithologie-schleswig-holstein.de/coraxartikel/Hein&Martens_2002_Corax_19_49-65.pdf


2025-01-29   4
Andreas Noeske Sturmmöwe UA "heinei" ?
Danke, super Hinweis!

Hein & Martens 2002, Zitat S. 63:
„Im Winterhalbjahr 2000/01 betrug der Anteil von L. c. heinei im Kieler Stadtgebiet und der Umgebung nach Augenschein (und Tab. 14) sogar bis zu 50%!!“

Da heutzutage fast jeder Birder eine Knipse dabei hat und darüber hinaus Schleswig-Holstein/Hamburg bundesweit zu den Gebieten mit höherer Birderkonzentration gehören, war es anscheinend noch nie so leicht, eine heinei in Deutschland zu dokumentieren und die Aussagen in Hein & Martens (2002) mit den neuesten ID-Erkenntnissen abzugleichen.
www.ornitho.de/index.php?m_id=1119&item=14

Mit den Fotos in www.researchgate.net/publication/335867906_Identification_of_the_Larus_canus_complex lässt sich dann jede Feder vergleichen. Der Tisch ist gedeckt!

Ich weiß gar nicht, ob die Avifaunistischen Kommissionen heinei überhaupt auf dem Zettel haben. Sollten sie oder doch zu trivial?

[bearbeitet 2025-01-29]


2025-01-30   5
Christian Wegst Sturmmöwe UA "heinei" ?
Hallo,
die Publikation von Martens basiert ja auf Fänglingen mit Flügellänge und auf Augenschein... Ich habe schon lange nicht mehr in die Arbeit reingeschaut. Ich denke schon, dass mehr heinei in D unterwegs sind als man denkt.

Wenn ich die Merkmale des aufgeführten Artikels von Adriaens sowie die Kennzeichen aus aktuellen Büchern nehme und mir die Möwen gezielt anschaue und fotografiere, dann komme ich hier im Hamburger Raum (in den letzten ca. 3 Wintern) auf keine 50% heinei (gilt auch für den Ostseeraum Bereich Ostholstein, wo ich immer mal danach schaue). Es sind immer mal Einzelvögel mit Merkmalen von heinei dabei, diese muss man aber dann schon suchen. Auch das "einfache" fotografieren finde ich nicht immer so einfach, wenn die Möwen lange rasten oder in einem Trupp mit hunderten von Möwen plötzlich auffliegen und abziehen. Man braucht komplette Ober- und Unterseite (Flügelunterseite) um die aufgeführten Merkmale zu checken. Das klappt nach meiner Erfahrung nicht immer so oft.

Zudem hat die Sturmmöwe in den letzten milderen Wintern an Rastbeständen (hier in HH) deutlich abgenommen und mittlerweile muss man sie teilweise schon etwas suchen bzw. findet nur wenige Plätze wo so ein detailliertes Beobachten / Fotografieren möglich ist (die größeren Rastbestände sind oft weiter entfernt im Gewässer). Bei den Möwen, die nahe sind, wie gesagt, ist zur Zeit eher selten ein Vogel mit Merkmalen dabei. Östliche Möwen aus dem Baltikum kommen zudem erst auch vermehrt bei dortigem Kälteeinbruch zu uns (wie früher öfter mal der Fall, mit mehreren tausend Sturmmöwen).

Einige der aufgeführten Merkmale passen auch nicht unbedingt immer. Der oben aufgeführte beringte Vogel zeigt eine deutliche Kopfstrichelung etc. Zumal ich auch nicht weiß, inwieweit man Vögel aus der breiten Mischzone u.a. in Ostpolen ausschließen kann. Da gibt es wenig/keine Angaben.

Ergo: Es lohnt sich schon mal nach den Merkmalen zu schauen, und diese Vögel (mit derzeit bekannten Merkmalen) auch zu notieren / einzugeben (mit Merkmalen von....). Es ist spannend und macht durchaus auch Spaß. Wer weiß.

Viele Grüße
Christian


2025-01-31   6
Jochen Dierschke Sturmmöwe UA "heinei" ?
Zitat Andreas Noeske


Ich weiß gar nicht, ob die Avifaunistischen Kommissionen heinei überhaupt auf dem Zettel haben. Sollten sie oder doch zu trivial?


Nein, haben sie nicht, da sie in Deutschland nicht als selten gilt, s. z.B. hier:
www.do-g.de/fileadmin/Vogelwarte_56_2018-3_DO-G_Artenliste_DE.pdf

Da ist sie als Wintergast >100 Ind. angegeben. Ringfunde aus den Brutgebieten belegen auch die Herkunft eines Teils der Sturmmöwen aus dem Brutgebiet von heinei (Bairlein et al. 2014). Eine Abnahme durch verkürzte Zugwege ist aber natürlich - z.B. durch den Klimawandel - durchaus denkbar.

Sofern nicht jemand zeigt, dass sich das Vorkommen deutlich verändert hat und heinei im Schnitt weniger als 8 Ind./Jahr in Deutschland auftauchen, ist es also zumindest für die DAK kein Thema.